Der neue Test-eBus der VBZ wird beschriftet.
Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) testen ab Oktober 2016 einen elektrisch angetriebenen eBus auf Quartierbuslinien. Die Erkenntnisse aus dem zweijährigen Probebetrieb sollen die Grundlage für die geplante Serienbeschaffung bilden. Der Einsatz des Quartier-eBus ist ein Teil der Elektrifizierungsstrategie «eBus VBZ». Die VBZ planen zükünftig rein auf Elektrobusse umzusteigen. So könnten die schädlichen, stark strahlenden Hochstromleitungen, die Zürich für den öffentlichen Busverkehr überspannen schon bald der Vergangenheit angehören.
80% der VBZ fahren elektrisch mit erneuerbarer Energie
«In Sachen CO2-Ausstoss schneiden die VBZ bereits gut ab, denn sie befördern rund 80 Prozent ihrer Fahrgäste mit elektrischen Transportmitteln, also mit Trams und Trolleybussen, die mit erneuerbarer Energie des ewz unterwegs sind», hält Stadtrat Andres Türler fest. Doch den Anteil elektrisch betriebener Fahrzeuge möchten die VBZ weiter steigern, um den Primärenergieverbrauch, die Treibhausgas- und Lärmemissionen sowie die Abhängigkeit von fossilen Treibstoffen weiter zu reduzieren. Mit Batteriebetriebenen eBussen könnten zusätzlich auch die heutigen schädlichen, strahlenden und unschönen Starkstrom-Leitungen für Bus und Tram aus Zürich verschwinden.
Probebetrieb mit Quartier-eBus
Die technologische Entwicklung von eBussen ist in den vergangenen Jahren stark fortgeschritten und wird von den VBZ aufmerksam beobachtet. Mit dem Einsatz auf Quartierbuslinien sollen die Praxistauglichkeit, die technischen Eigenschaften und die betrieblichen Auswirkungen elektrisch angetriebener Quartierbusse für Zürich getestet werden: «Aus dem Probebetrieb erwarten wir wichtige Erkenntnisse für die mittelfristige Ablösung der mit Diesel betriebenen VBZ-Quartierbusse. Ab Oktober verkehrt der gemietete eBus des Herstellers SOR auf unseren Quartierbuslinien», erklärt Christoph Rütimann, Vizedirektor/Leiter Technik VBZ. Der eBus wird auf den Linien 35, 38, 39, 40, 64, 73, 79 und 307 eingesetzt.
Strommix für eBus aus vollständig erneuerbaren Energien
Für den Betrieb des eBus beziehen die VBZ einen Strommix, der vollständig aus erneuerbaren Energien zusammengesetzt ist. Verläuft der Test positiv, möchten die VBZ bei der ab 2019 anstehenden Ersatzbeschaffung für die heute auf den Quartierbuslinien eingesetzten Klein- und Midibusse batteriebetriebene Fahrzeuge beschaffen. Dr. Guido Schoch, Direktor der VBZ, freut sich auf den Quartier-eBus: «Mit dem Testbetrieb eines elektrisch angetriebenen Quartierbusses unternehmen wir einen weiteren Schritt auf dem Weg zur vollumfänglichen Elektrifizierung unserer Busflotte. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der umwelt- und energiepolitischen Ziele der Stadt Zürich.»
Nachladung an Haltestelle und in der Garage
Die heute verkehrenden VBZ-Quartierbusse legen bis zu 300 km pro Tag zurück. Die verfügbare Speicherfähigkeit der Batterien heute verfügbarer eBusse reicht noch nicht für eine komplette Tagesleistung ohne Zwischenladung aus. Aus diesem Grund müssen eBusse während des Einsatzes, beispielsweise an Endhaltestellen, nachgeladen werden; dies erfordert eine spezielle Ladeinfrastruktur. Eine weitere Möglichkeit ist, Fahrzeuge mit geringem Batterieladestand im Tagesverlauf planmässig auszutauschen und in der Garage aufzuladen. Da Quartierbusse meist in weniger dichten Taktfolgen verkehren, verfolgen die VBZ eine Nachladung in der Garage. Dieser Ansatz bietet sich beim Quartierbus an, weil Streckenladestationen hier nur schwach ausgelastet wären.
Zwischenlösung Hybridbusse – Verbrauch 25% geringer
Die Elektrifizierungsstrategie der VBZ umfasst ebenfalls den Einsatz von elf Hybridgelenkbussen zur Ablösung eines Teils der Dieselbusflotte. Diese Busse verfügen über einen teilelektrischen Antriebsstrang und schlagen verübergehend die Brücke vom herkömmlichen Dieselbus zum Elektrofahrzeug. Gemäss Erfahrungen mit einem gemieteten Hybridgelenkbus, der seit März 2015 im regulären Kurseinsatz bei den VBZ steht, sind beim Treibstoffverbrauch Einsparungen von rund 25 Prozent zu vergleichbaren Dieselbussen möglich. Die neuen Hybridgelenkbusse verkehren ab Mitte 2017.
Neue Batterie-Elektrobusse für Zürich: «SwissTrolley plus»
Für die Erschliessung städtischer Entwicklungsgebiete setzen die VBZ auf die Entwicklung neuer, moderner Batterie-Trolleybusse. Mit dem vom Bundesamt für Energie unterstützten Leuchtturmprojekt «SwissTrolley plus» entsteht der Trolleybus der Zukunft: Während die heute eingesetzten Trolleybusse erst auf kurzen Teilstrecken ohne Fahrleitung verkehren, kann der zukünftige Hochleistungs-Trolleybus längere Abschnitte im Batteriemodus befahren. Das Projekt «SwissTrolley plus» wurde von der Carrosserie Hess AG in Zusammenarbeit mit den VBZ lanciert. Die Partner ETH Zürich und Berner Fachhochschule nutzen das Projekt als Forschungsplattform für Untersuchungen in den Bereichen Steuerung und Optimierung sowie Batterietechnologie. Mit dieser zukunftsträchtigen Batterie-Technologie könnten die schädlichen, stark strahlenden Hochstromleitungen, die Zürich für den öffentlichen Busverkehr überspannen vielleicht bald der Vergangenheit angehören.
ÖV-Elektronetz strahlt auf Schlafzimmerhöhe
Neue Mobilfunktantennen lösen heute viel Diskussion in der Bevölkerung aus, doch dass ein grosser Teil von Städten wie Zürich und Winterthur für Tram und Bus mit rund um die Uhr strahlenden und tief hängenden Hochspannungsleitungen überzogen ist, ist vielen (zum Glück) nicht im Bewusstsein und wird auch von den Medien selten thematisiert. Auch hier werden in Zukunft batteriebetriebene eBusse strahlungsempfindlichen Personen Linderung verschaffen.
Bilder eBus VBZ
Quelle: VBZ
Bilder: © Oliver Obergfell