Luftaufnahme der riesigen Solaranlage auf der Kistenfabrik Wegmüller AG in Rickenbach-Sulz © EKZ.
Die Fähigkeit, mehr und mehr erneuerbare Energien ins Stromnetz zu integrieren, ist ein Schlüsselfaktor der Energiezukunft. Dafür spannen die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ), die ETH Zürich und Landis+Gyr in einem neuen Pilotprojekt zusammen. In der HappyTimes-Nachbargemeinde Rickenbach-Sulz erproben sie, wie man Solarenergie in Wärmeboilern speichern kann.
Solarenergie lokal speichern – Wärmeboiler oder TESLA Powerwall?
Die unregelmässig produzierte Solarenergie stellt das Stromnetz vor Herausforderungen. Speichermöglichkeiten in einem intelligenten Stromnetz sind deshalb ein Schlüsselfaktor der Energiezukunft. Sonnenenergie sollte vorwiegend dort, wo sie lokal produziert wird, verbraucht respektive gespeichert werden – zum Beispiel in Wärmepumpen, Ladestationen von Elektroautos, Batterien oder Wärmeboilern. Oder der TESLA Powerwall-Speicher, der gemäss Tesla in Kürze für 3000 Dollar angeboten werden soll und Solarpanel-Besitzer erlaubt, ihre Solarenergie zwischenzuspeichern und selber später wieder zu verbrauchen – statt sie zu einem tiefen Tarif an die Stromwerke zu verkaufen (KEV) um sie später teurer wieder zurückkaufen zu müssen.
Solarpanels der Kistenfabrik laden Wärmeboiler dynamisch auf
Die EKZ verfolgen einen anderen Ansatz: Gemeinsam mit rund 30 Einfamilienhaus-Besitzer führen die EKZ, die ETH Zürich und der Hersteller von Energiemess-Systemen Landis+Gyr in Rickenbach-Sulz (ZH) ein neues Pilotprojekt durch. Ziel ist es, die wachsende Stromproduktion aus erneuerbaren Energien intelligent einzusetzen und den kostenintensiven Ausbau des Stromnetzes zu minimieren. Dazu werden 30 Wärmeboiler eines Quartiers immer dann dynamisch und automatisiert aufgeladen, wenn eine nahgelegene, über 3000 Quadratmeter grosse Solaranlage auf den Hallendächern des seit Jahren als "Kistenfabrik" bekannte Exportverpackungs-Unternehmens Wegmüller AG Solarstrom produziert.
Rickenbach-Sulz als Pionier für neue Technologie
Mit neuen Kommunikationstechnologien werden die Solaranlage, die Haushalte mit ihren neuen intelligenten Zählern, Lastschaltgeräte und eine zentrale intelligente Steuerung vernetzt. Die Steuerung ermittelt anhand von Wetterprognosen, wann wieviel Solarenergie in die Boiler zu lenken ist anstatt damit das Netz grossflächig zu belasten. Üblich ist bis jetzt noch, dass Warmwasserboiler zu fixen Zeiten in der Nacht automatisch aufladen. Der Pilot in Rickenbach könnte Vorreiter für einen flächendeckenden Einsatz der neuen Technologie werden – und Sulz vielleicht zum neuen Greentec-Silicon-Valley der Schweiz machen.
Vierjähriges Forschungsprojekt
Das Pilotprojekt wird im Moment in Betrieb gesetzt und dauert voraussichtlich ein bis zwei Jahre. Es baut auf einem Forschungsprojekt von EKZ, ETH Zürich und Landis+Gyr auf, das von der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) mitfinanziert wurde und in den vergangenen vier Jahren die wissenschaftlichen Grundlagen lieferte.
Quelle: EKZ
Bild: © EKZ