„Das Monster unter meinem Bett“ – Kolumne der Mentaltrainerin Karin Frauenfelder


Letzte Woche konnte ich wieder nicht widerstehen, ich musste den Film einfach fertig schauen! Und das obwohl ich trotz intensivster Bemühungen wirklich keine Handlung ausser des puren Schreckens an sich finden konnte.

Der Lichttechniker war scheinbar unersetzbar im Urlaub und ich war nah dran, mir meine Pellerine zu holen weil es ständig regnete.

Warum tue ich mir das bloss an? Was ist so fesselnd daran, den armen Schauspieler in seinem Herumirren im stockfinsteren Haus zu verfolgen, immer im Wissen, dass das Böse hinter irgend einer der Türen lauert, nur um dann im Schreckensmoment trotzdem mit Puls 180 das Popcorn wieder einzusammeln?

Ganz zu schweigen von dem mindestens drei Tage andauernden Zubettgeh-Ritual, wobei herzpöpperlend hinter alle Türen, unters Bett und in den Kasten geschielt wird… Natürlich machen Erwachsene so etwas nicht, das ist mir auch klar! Sie suchen dann die verlorene Socke, verstauen im Pyjama noch weissauchnichtwas, ABER! Alles nur Show, glauben Sie mir! Im Grunde suchen Sie nur das alleszerstörende Monster, dasjenige selbe, welches nämlich im Film am Ende im Moor verschwand… (mindestens so lange bis Teil 2 fertig ist)

Und wissen Sie was? Ich hab zu meinem Entsetzen unter dem Bett letzte Woche tatsächlich eins gefunden! (ich suchte gerade meine Lieblings- Socke…) Das Ungeheuer hatte sich geschickt getarnt, das muss ich ihm lassen. Es lauerte hinter einer – in monatelanger Schwerstarbeit – gesammelten Staubfluse, hatte acht widerwertige schwarzhaarige Beine und enensoviele Glubschaugen! HEI bin ich erschrocken sag ich Ihnen! Unfähig mich ihm zur Wehr zu setzen, stammelte ich, es solle gefälligst verschwinden, Kinder und Alte verschonen, Geld spiele keine Rolle, irgend sowas, ich kann mich nicht mehr genau erinnern, der Schock, wissen Sie. Tja, auf alle Fälle kann ich Ihnen stolz berichten, dass das krabbelnde Grauen am nächsten Abend weg war. Den Staub hattes es liegengelassen. Monster sind auch nicht mehr, was sie mal waren!

Trotzallem wurde mit bewusst, dass das wirkliche Monster wohl noch da war… Es hatte sich in meinem Kopf eingenistet, tarnte sich als grosse Weisheit und erzählte mir, wie cool solche Filme wären, dass nur Tussis sowas nicht schauen, ich nur noch einen Schritt von Rosamunde Pilcher entfernt wäre… HA! Jetzt hatte ich es aber erwischt! Enttarnt, nackt und ohne sein Merchandising-Paket wirkte der vorher unumgängliche Gedanke bloss noch wie ein fahler Witz. Gleich der Zigarettenwerbung, welche die grosse Freitheit verspricht, nur um geradewegs in die Abhängigkeit zu führen, Liberté! jaja… Tja, aber auch Illusionen haben ein Ablaufdatum. Meine Illusion vom harten Mitternachtsfilm-Schauer hatte sich in luftigen Friedhofsnebel aufgelöst. Und so sitze ich nun Allsonntagabendlich glücklich mit meinen rooosaroten Lieblingssocken bei Irischer Filmprosa auf dem Sofa und freue mich des offiziellen Warmduscher-Seins.

 

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