Claude Lachat – Kolumne des Baselbieter Schriftstellers: „Minischweine und Wackeldackel“


Die HappyTimes-Kolumne des Baselbieter Schriftstellers Claude Lachat.

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Schlimmer geht immer – Minischweine und Wackeldackel

Der Wolf und die sieben Geisslein entlocken so manchem Märchen- und Tierliebhaber ein warmes Lächeln ins Gesicht. Jööö, so herzig, wie die kleinen Zicklein herumtollen. Das muss auch in New York eine „Spür-mich-Gruppe“ erkannt und auf den Plan gerufen haben. Statt Yoga im klassischen Sinn lassen sie Ziegen zwischen den Mattenturnern hüpfen, springen und klettern. Die kleinen herzigen Geisslein kuscheln, so der Plan, gemeinsam mit den Entspannungskünstlern, klettern während der Übung „herabschauender Hund“ auf ihnen herum und finden es wahnsinnig toll.

Das Ganze soll beruhigend und entspannend sein, nebst den kleinen braunen Kügelchen, welche die Böcke auf ihrem neuen Spielplatz hinterlassen.Weshalb zum Henker müssen Tiere für alles missbraucht werden? In Russland wurde unlängst ein gezähmter Bär vor einem Fussballspiel zur Belustigung der Zuschauer auf den Platz geführt. Es langt nicht mehr, den Ball von fussballbegeisterten Kindern überreichen zu lassen. Das dicke Fell wird von den Zuschauern erwartet um dem Symbol von Russland zu huldigen. Doch wehe, Meister Petz frisst den Ball.

Es geht jedoch noch schlimmer. Chinesische Wissenschaftler haben moderne Methoden der Gentechnik angewendet, um Minischweine zu züchten. 300 Kilo wiegt eine normale Sau. 15 Kilo wiegt diese in einem Labor gezüchtete Rasse. Schnitzel statt Hund steckt hinter dieser Idee, diese Laborratte zu verscherbeln. Veganer zu sein wäre hier wahrscheinlich von Vorteil. Angeblich könne man bei der Bestellung sogar eine Wunschfarbe und Fellmusterung angeben. Wie wäre es mit einem Grillmuster in grün?

Da gelobe ich mir die gemeine Hauskatze, wobei auch hier totale Kontrolle angesagt ist. Kommt Ihr Stubentiger wegen seines fetten Hängebauchs kaum noch die Treppe hoch? Zügeln Sie doch einfach in eine Parterrewohnung. Oder laden Sie sich die neuste Katzen-App herunter, schnallen Sie Ihrem Liebling ein blinkendes elektronisches Fitnesshalsband um und schon kontrollieren sie den Kalorienverbrauch Ihrer Katze über das Handy. Selbstverständlich bietet Ihnen der Internethandel künstliches und kalorienarmes Fressen an. Den Geschäftsideen irrer Erleuchtungen sind keine Grenzen gesetzt.

Das dachte sich auch dieser Mann, dessen Ehe nach 20 Jahren angefressen war. Sein Traum, bis uns der Tod scheidet, starb und mit ihm auch der Ring, als Symbol der ewigen Treue. Flugs machte er aus der Not eine Tugend und erfand ein passendes Schmücksärgchen für all jene, die nebst ihrer gescheiterten Ehe auch gleich den dazugehörigen Ring begraben möchten. Für 35 Dollar. Immerhin besser, als einen Vogel zu fangen, mit dem goldenen Symbol zu beringen und diesen wieder in die Freiheit fliegen zu lassen. Es geht mir tierisch auf den Wecker, dass Tiere nicht für den Zweck behandelt werden, für welchen sie bestimmt sind.

Nun denn, es gibt auch moderatere Methoden, unsere Lieblinge für den Kommerz zu missbrauchen. Ich denke da an den entspannten Wackeldackel, hinten auf der Ablage des Autos.

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